Fragen zum Familienstellen


"Ich möchte das Familienstellen einmal kennen lernen. Muss ich mich dann gleich als Stellvertreter zur Verfügung stellen?"

Nein. Jeder kann für sich frei entscheiden, ob er sich grundsätzlich bereit erklärt als Stellvertreter zur Verfügung zu stehen, oder nicht. Man kann zu Beginn und auch jederzeit währenddessen mitteilen, dass man nur als Stiller Beobachter dabei sein möchte. Auf der anderen Seite ist die Bereitschaft als Stellvertreter dabei zu sein auch eine Bereicherung, denn man schult dadurch seine eigene Wahrnehmung. Es kann sein, dass das jeweilige Aufstellungsthema oder die jeweilige angebotene Rolle auch etwas mit einem selbst zu tun hat und man somit als Stellvertreter eine Lösung für eigene Themen erspüren kann. 

 

"Ich möchte mich gerne als Stellvertreter zur Verfügung stellen. Bedeutet das automatisch, dass ich jede Rolle annehmen muss?"

Nein. Auch hier gilt: Jeder kann sich frei entscheiden, ob er eine Rolle annimmt oder nicht. Falls man kein (gutes) Gefühl dabei hat oder aus anderen Gründen ablehnen möchte, so ist das kein Problem. 

 

"Kann ich als Stellvertreter etwas falsch machen? Oder gilt es etwas zu beachten?"

Wichtig ist, dass man darauf vertraut, dass sich die Rolle "zeigt". Das heißt, dass man sich in die Rolle hineinfühlt, ohne sich selbst unter Druck zu setzen. Da es manchmal sein kann, dass man selbst das Thema hat oder auf ähnliche Weise kennt, können sich manchmal Stellvertreter unsicher fühlen, weil sie befürchten, dass sie ihr eigenes Thema hineinbringen, anstatt die Rolle auszufüllen. Hier achte ich als Leiterin durch geschultes Wahrnehmen und gezieltes Nachfragen auf die Authentizität der Rolle. Die beste Einstellung eines Stellvertreters in eine entspannte Neugier und Offenheit und die Bereitschaft für den Klienten im Dienste dessen Anliegens diese Rolle anzunehmen. 


"Ich war noch nie bei einer Aufstellung, hätte aber ein Thema. Kann ich gleich beim ersten Mal auch schon mein eigenes Thema aufstellen?"

Das kann man tun, ich empfehle jedoch erst einmal als Stellvertreter teilzunehmen, um eine Aufstellung und den entsprechenden Rahmen zu erleben oder im Vorfeld mich und meine Arbeit in einer Einzelsitzung kennen zulernen. 


"Wenn ich als Klient eine Aufstellung mache, muss ich dann alles von mir offen legen?"

Nein, es werden Themen oder Bereiche, die man nicht in einer Gruppe thematisieren möchte, ausgenommen, soweit diese mir vorab in einem vertraulichen Gespräch genannt wurden. Auch Schamthemen werden behutsam behandelt, so dass Leiter und Klient den entsprechenden Rahmen wahren können.

 

"Kann es sein, dass letztendlich Themen in einer Aufstellung angeschaut werden, die ich eigentlich gar nicht behandeln wollte?"

Es kommt immer wieder vor, dass innerhalb der Aufstellung die Hintergründe oder Ursachen für das ursprüngliche Thema überraschend sind oder man mit einem gewissen Aspekt nicht gerechnet hätte, so dass sich dadurch ganz neue Blickwinkel oder Themenbereiche auftun. Sobald jedoch die Aufstellung vom eigentlichen Anliegen des Klienten abweicht und ich darin eine relevante neue Fahrtrichtung sehe, bespreche ich mich mit dem Klienten, ob er sich auch den neuen Themenbereich anschauen möchte. Der Klient kann frei entscheiden, ob er durch die neuen Gegebenheiten seinen "Auftrag" (= sein Anliegen) abändern möchte, oder ob er beim ursprünglichen Thema bleiben möchte. So wird die Privatsphäre des Klienten gewahrt und es werden nur Themen angeschaut und gelöst, die dem Klienten auch wichtig sind und wofür er innerlich bereit ist. 

 

"Woher weiß ich, dass das was zum Beispiel ein Stellvertreter sagt, nicht eher dessen Gefühle oder Ansichten sind, sondern dass es wirklich aus der Rolle heraus kommt?"

Hierfür gibt es einige Indikatoren: Ich als Leiterin der Aufstellung stehe in engem Kontakt mit dem Stellvertreter, so dass ich Dissonanzen (d.h. Unstimmigkeiten zwischen Gesagtem und Gefühltem) wahrnehmen kann. Zudem werden den Stellvertretern immer wieder Fragen gestellt. Auch gibt es bei Umstimmigkeiten oft entsprechende Resonanzen von den anderen Stellvertretern. Das was sich durch die Stellvertreter zeigt, wird auch mit dem Klienten besprochen, um sicherzugehen, dass dies immer noch "seine" Aufstellung ist.

 

"Wird die Aufstellung danach noch vor Ort besprochen?"

In der Regel wird die Aufstellung nicht nachträglich besprochen, weil es darum geht, das Endbild in sich aufzunehmen und zu integrieren. Das Erlebte in einer Aufstellung soll nicht "zerredet" oder durch Kommentare von Außen verwässert werden.

Falls noch Fragen nachträglich - auch Tage oder Wochen später - hochkommen, stehe ich selbstverständlich gerne zur Verfügung, bei kleineren Fragen per Telefon oder Mail, bei größeren Themen in einer Einzelsitzung. Auch kann eine Einzelsitzung unterstützen, um das Endbild und die damit verbundenen Gefühle nochmals zu intensivieren. 

 

"Kann ich als Klient eine Vertrauensperson als Unterstützung mitbringen?"

Sehr gerne. Gerade der Partner oder eine gute Freundin können unterstützend dabei sein. Diese

Begleitperson kann kostenfrei an der Aufstellung teilnehmen. Die eigenen Kinder - egal welches Alter - sollten jedoch nicht mitkommen, da diese zu sehr in die Angelegenheiten ihrer Eltern hineingezogen werden können. 

 

"Ich bin in therapeutischer Behandlung. Kann ich eine Aufstellung machen? Und falls ja, kann ich meinen Therapeuten mitbringen?"

Bei suizidgefährdeten, schizophrenen und akut depressiven Menschen rate ich von einer Aufstellung ab. Bei allen anderen Patienten in therapeutischer Behandlung empfehle ich ein Vorgespräch mit mir sowie das Abstimmen mit dem jeweiligen Therapeuten. Begleitende Therapeuten sind herzlich willkommen, denn sie können für den Klienten eine wertvolle Unterstützung während der Aufstellung sein und die Erkenntnisse der Aufstellung in ihre weitere Therapiearbeit einfließen lassen.

 

Achtung: Eine Aufstellung ersetzt keine Therapie. Sie setzt eine normale körperliche und psychische Belastbarkeit voraus. Im Zweifelsfall kläre eine Teilnahme am Familienstellen vorab mit deinem Arzt oder Therapeuten ab.